Ich bin vor einigen Tagen durch die Weiten des Internets gestreift und auf einen kuriosen Artikel gestoßen: „Basisches Wasser ist gut für die Darmflora“.
Was ist „basisches Wasser“ genau?
Bevor ich auf den Artikel eingehe, möchte ich Ihnen erklären, was „basisches Wasser“ ist. Ich beziehe mich nicht unbedingt auf Wasser, in das zum Beispiel Natron oder Soda eingerührt wurde. Vor rund zehn Jahren kamen Geräte, die Wasser filtern und anschließend ionisieren, in Deutschland verstärkt auf. Das Wasser wurde unter dem Begriff „basisches Aktivwasser“ vermarktet. Ursprünglich kam diese Idee schon vor einigen Jahrzehnten in Japan auf. Dort beobachtete man, dass man mit ionisiertem basischen Wasser Klinikpatienten während eines Krankenhausaufenthalts im Durchschnitt schneller wieder auf die Beine brachte als mit „normalem“ Wasser.
Um dieses Wasser herzustellen, benutzt man Filteranlagen mit Aktivkohlefiltern. Anschließend wird das gefilterte Wasser mit Elektroden ionisiert. Daraus ergibt sich basisches Wasser, das schließlich abgefüllt und getrunken wird, und saures Wasser, welches in den Abfluss läuft. Wir haben selbst solch ein Gerät erworben und benutzen es heute noch täglich, wobei wir unser Trinkwasser allerdings eher selten ionisieren. Wir benutzen zum Trinken zu über 90 % neutrales Wasser.
Basisches Wasser hat ein so genanntes Redoxpotential
Basisches Wasser, das ionisiert wurde, neutralisiert bestimmte Stoffe, die unter normalen Umständen die Funktion von Zellen angreifen. Diese Eigenschaft nennt man Redoxpotential. Anders ausgedrückt: es neutralisiert freie Radikale. Ich möchte nicht zu tief biochemisch gesehen in die Materie einsteigen: es liefert Elektronen, die die genannten freien Radikale chemisch neutralisieren. Auf diesem Effekt beruhen die (meiner Erfahrung nach zumindest vorübergehend) positiven gesundheitlichen Wirkungen des Wassers.
Auf der anderen Seite muss man allerdings auch anmerken, dass diese sich in aller Regel nach einer gewissen Zeit erschöpfen.
Ich möchte jetzt zu dem Artikel kommen.
Basisches Wasser macht Säure – wie funktioniert das?
Es gibt einige Studien zu der gesundheitlichen Wirkung auf Basis des angesprochenen Redoxpotentials. Aber: was hat basisches Wasser mit einem gesunden Darm zu tun? Es scheint ein bisschen paradox, aber basisches Wasser produziert indirekt mehr Säure. Wie funktioniert das? Nun, der Dünndarm ist der Ort im Körper, in dem bei weitem das meiste Wasser resorbiert wird. Zusammen mit den ausgeschütteten Verdauungssäften und Körperflüssigkeiten kommt er auf sage und schreibe achteinhalb Liter Wasser, die er aufnimmt. Basisches Wasser hat ein negatives Oxidations-Reduktions-Potenzial, abgekürzt: ORP. Dieses hat zwei Wirkungen im Körper: wenn über die Nieren aufgenommen, liefert es indirekt Bicarbonat, auch als Basenpuffer bezeichnet. Dieser Puffer stärkt die Enzymtätigkeit des Magens und der Bauchspeicheldrüse.
Die zweite Wirkung des negativen ORP: die im Dünndarm vorhandenen Lactobacillus und Bacillus subtilis „mögen“ dieses Wasser. Sie werden dadurch verstärkt in ihrer Stoffwechselaktivität gefördert. Dadurch können bestimmte Bakterien aus dem Dickdarm nicht in den Dünndarm vordringen. Die Bakterien werden im Dickdarm zwar gebraucht, im Dünndarm aber stören sie. Dieses „saubere“ Milieu mit den wenigen notwendigen Bakterien im Dünndarm sorgt für einen optimalen pH-Wert und damit auch für eine optimale Verdauung und Entfaltung der Kraft der verschiedenen Enzyme.
Damit wird Nahrungsmittelunverträglichkeiten vorgebeugt.
Soweit der Artikel.
Ich möchte nicht unbedingt Werbung für „basisches Aktivwasser“ machen
Um nicht missverstanden zu werden: ich habe basisches Aktivwasser eine Weile getrunken und bin überzeugt davon, dass es ein gewisses positives gesundheitliches Potential hat. Es kann aber bei weitem nicht alle Gesundheitsprobleme lösen. Ich selbst habe keine besondere Wirkung auf den Verdauungstrakt bemerkt, während ich es regelmäßig getrunken habe (etwa zwei Jahre lang). Wir sind alle unterschiedlich, was auch bei der Anwendung verschiedener gesundheitsfördernder Maßnahmen zu unterschiedlichen Ergebnissen führt.
Ich habe insgesamt fast immer bessere Ergebnisse damit erzielt, den Enzymhaushalt im Magen-Darm-Kanal mit Nahrungsergänzungen und Naturheilmitteln gezielt zu fördern bzw. gelegentlich auch einmal zu dämpfen (selten, Überschuss an Magensäure).
Ich habe auch den Eindruck gewonnen, dass Personen mit bereits vorhandenen Problemen vor allen Dingen im Magen, aber auch im Dünndarm das basische Wasser eher nicht so gut vertragen. Ich möchte diese Erfahrung aber keineswegs verallgemeinern!
Für ein gutes Bauchgefühl,
Andreas Ulmicher
Quellen: http://www.greenmedinfo.com/blog/drink-high-alkaline-water-raise-protective-gut-microbiota-8