Candida – der Hefepilz im Darm kommt dort durchaus natürlicher Weise vor. In relativ geringen Mengen bereitet er auch weiter keine Probleme. Erst, wenn der Pilz überhandnimmt, wird er zu einem gesundheitlichen Problem.
Candida albicans, crusei und tropicalis…
Candida albicans, crusei und tropicalis sind die drei Formen des Hefepilzes, die potenziell gesundheitliche Probleme bei Menschen mit sich bringen können. Der am weitaus häufigsten vorkommende Hefepilz im menschlichen Darm ist der Candida albicans. Die Hefepilze besiedeln dabei alle Schleimhäute des menschlichen Körpers. Problematisch sind sie nur ab einer bestimmten Konzentration oder bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem.
Bei einem Befall der Schleimhäute spricht man auch von Soor. So gibt es z.B. den Mundsoor, wenn die Mundschleimhaut und die Zunge mit Candida überwuchert sind. An der Zunge sieht man den dicken, weißen Zungenbelag, auch auf der Mundschleimhaut bilden sich weißliche Flächen. Dieser Soor kann sich ebenfalls im gesamten Magen-Darm-Trakt und in der Vaginalschleimhaut ausbilden. Der Soor ist ein Alarmzeichen, dass die Schleimhäute des Körpers mit ihrem Immunsystem den Hefepilz nichts entgegenzusetzen haben. Daher findet man ihn bei Aids- und Krebspatienten im Endstadium recht häufig.
Candida und die menschliche Darmflora
Im Idealfall sorgen viele physiologische, also gute Darmbakterien mit ihren Stoffwechselprodukten dafür, dass potenziell gesundheitsschädliche Mikroorganismen sich kaum oder gar nicht auf der Schleimhaut ansiedeln können. Wenn man von den oben genannten immunologischen Extremsituationen absieht, liegt einer regelrechten Candida-Infektion meist eine Veränderung bzw. Störung der natürlichen Darmflora zu Grunde. Es wäre aber leichtsinnig und fehlerhaft alles „auf die schlechte Darmflora“ zu schieben. Es sind viele verschiedene Faktoren, die eine krankhafte Besiedlung mit dem Hefepilzen im Verdauungstrakt überhaupt erst möglich machen.
Eine fehlerhaft zusammengesetzte Darmflora ist oft nicht die Ursache, sondern ein Symptom für weiter im Hintergrund stehende Problem. In der Folge können sich dann natürlich auch Candida-Pilze in krankmachender Menge an der Darmschleimhaut ansiedeln.
Die Ursachen für Candida-Infektionen im Darm
Die Ursachen für eine mögliche Candida-Infektion Darm sind so vielfältig, dass man alleine über diese Thematik fast ein Buch schreiben könnte. Ich werde Ihnen jetzt die wichtigsten Ursachen aufzählen:
- Enzymmangel bzw. Enzymschwächen. Dies betrifft besonders die Enzyme von Magen und Dünndarm (Saccharidasen und Glycosidasen)
- Eine Ernährung mit hohen glykämischen Indizes bzw. Lasten, aber auch: eine Ernährung reich an Fruchtzucker
- pH-Wert-Veränderungen im Darm (ggf. als Folge der schon genannten Punkte)
- Die Einnahme folgender Medikamente: Antibiotika, Schmerzmittel, Hormonpräparate (Cortison) und Antacida. Indirekt können auch Immunsuppressiva und Zytostatika bzw. Chemotherapeutika einen Befall im Darm mit Candida fördern.
- Ein Missverhältnis bestimmter Spurenelemente zueinander, beispielsweise Kupfer und Zink (Kupfer ist ein natürliches Fungizid, also Pilze tötendes Mittel)
- Eventuell als Ursache dafür eine chronische Schwermetallbelastung
- Krankheiten, welche das Immunsystem schwächen
- Unverträglichkeiten und Malabsorption, vor allen Dingen von Zucker, Fruchtzucker, Kohlenhydraten und bestimmten Fettsäuren. Diese gelangen nicht verdaut in tiefere Darmabschnitte und bringen dort das ökologische Gleichgewicht durcheinander
- erhebliche Defizite in der Darmflora (unabhängig von der Ursache, viele der genannten Probleme sind Ursachen für eine veränderte Darmflora)
- eine gestörte Motilität (Eigenbeweglichkeit des Darms)
Die Candida-Pilze können dabei den Dickdarm, unter extrem ungünstigen Umständen auch den Dünndarm befallen. Dort kommt es nicht selten bei Befall zu alkoholischer Gärung bei der Umwandlung von Zucker aus Nahrungsmitteln und neurologischen Symptomen. Vor vielen Jahren wurde mir der Fall eines jungen Mannes berichtet, den verschiedene Ärzte wiederholt als Alkoholiker einstuften. Die Leberwerte wiesen darauf hin. Und das, obwohl dieser Mann nie einen Tropfen Alkohol zu sich nahm! Die Diagnose „Candida-Befall des Dünndarms“ wurde später gestellt.
Genau so unübersichtlich wie die Zahl der möglichen Ursachen für einen Candida-Befall sind die Symptome, die eine Überwucherung der Darmschleimhaut mit dem Hefepilzen verursachen kann.
Symptome eines Befalls mit Candida
- Veränderung des Stuhlgangs: typisch oder Candida ist ein breiiger, zäher, sauer riechender Stuhlgang, der beim Abwischen brennt. Typischerweise ist er heller als normaler Stuhlgang. Es kann bei entsprechenden Befall auch zu wässrigen Durchfällen kommen.
- Heißhungerattacken auf Süßes und Kohlenhydrate
- Flaues Gefühl im Bauch
- Müdigkeit, Erschöpfung und Eingenommenheit im Kopf
- es wird diskutiert, ob ein Candida-Befall auch an Legasthenie und AD(H)S bei Schülern beteiligt sein kann
- veränderte Peristaltik, Völlegefühl und Blähungen
Bei einem systemischen Befall (Gott sei Dank selten) kann es darüber hinaus zu folgenden Symptomen kommen:
- Neurologische Symptome
- Stimmungsschwankungen und Depressionen
- erhebliche Schlafstörungen
- Schwindel, Gangunsicherheit, motorische Störungen
- Symptome wie bei einem Alkoholrausch
- Zittern und motorische Unruhe
Candida-Befall und die Fehldiagnose Multiple Sklerose
Auch mit dieser Person habe ich keinen direkten Kontakt gehabt, es ist mir jedoch zugetragen worden: eine Person wurde aufgrund verschiedener neurologische Symptome mit MS diagnostiziert, „zum Glück“ erwies sich die angebliche multiple Sklerose jedoch als massiver Pilzbefall des Verdauungskanals!
Wie kann man einem krankhaften Candida-Befall behandeln?
Im Internet gibt es leider missverständliche Informationen darüber, wie der Hefepilz im Darm behandelt werden kann. Zunächst einmal ist es ein großes Missverständnis, davon auszugehen, dass Candida-Infektionen binnen sechs Wochen beseitigt werden können. Zwar gibt es in der Medizin so genannte Antimykotika, die Candida drastisch reduzieren können. Sie sind jedoch ein sehr starker Eingriff ins Immunsystem und erhöhen sogar noch das Risiko für eine Folgeinfektion. Eine solche Behandlung halte ich daher nur dann für sinnvoll, wenn die Infektion systemisch geworden ist und die genannten neurologischen Symptome zeigt.
Von solchen Extremsituationen abgesehen plädiere ich für die naturheilkundliche Lösung, eventuell flankiert von der bekannten „Allzweckwaffe“ Nystatin.
Erste Regel: Zeit nehmen
Liegt ein Verdacht auf eine Candida-Infektion vor, kann man den mit einer Stuhlanalyse auf den Grund gehen. In der Literatur wird ein Toleranzbereich von weniger als 1000 Einheiten pro Gramm Stuhl für C. albicans und ebenfalls 1000 Einheiten pro Gramm Stuhl für alle anderen Candida-Arten zusammen genommen angegeben. Die Werte können bei krankhaftem Befall auf das 100- bis 1000-fache hochschnellen. Um diese Werte zu normalisieren, sollten Sie sich sechs Monate Zeit nehmen.
Zweite Regel: die Voraussetzungen schaffen – Peristaltik, Enzyme und Co.
Um überhaupt nachhaltig eine Chance gegen die Hefepilze zu haben, müssen Sie ein Umfeld schaffen, bei dem der Verdauungsakt ordnungsgemäß abläuft. Ironischerweise ist nach meiner Erfahrung die beste Maßnahme – auch wenn Sie ein „saures Gefühl“ in Verdauungstrakt haben sollten – für mehr Magensäure zu sorgen. Die wird nämlich nicht nur antimikrobiell, sondern koordiniert auf die Ausschüttung zweier Hormone im Zwölffingerdarm: Sekretin und Motilin. Diese wiederum optimieren die Peristaltik des Dünndarms und des Dickdarms. Gerade beim Dünndarm ist es so, dass eine optimale Peristaltik schon einen guten Teil zur Sanierung des Milieus beiträgt, insbesondere des pH-Werts. Ist im Dünndarm die Peristaltik verlangsamt, besteht das Risiko einer krankhaften Gärung. Der pH-Wert im Dünndarm sollte annähernd neutral sein, das heißt um pH 7,0 herum schwanken (im fortgesetzten Verlauf).
Dritte Regel: Anti-Pilz-Therapie und-Diät miteinander koordinieren
Es ist eher keine gute Idee, eine Anti-Pilz-Diät und Nystatin (oder eine Alternative) zeitlich zu trennen. Der Grund: Hefepilze sind äußerst zähe Mikroorganismen und ziehen sich bei einem Mangel an Kohlenhydraten gerne in die Darmwand zurück. Wird die Diät dann beendet, werden sie sozusagen wieder wachgeküsst und breiten sich erneut hemmungslos im Verdauungstrakt aus.
- Beginnen Sie zunächst bei ihrer normalen Ernährung mit der Einnahme von Nystatin bzw. Alternative (s.u.)
- Verzehren Sie nach 4-6 Tagen mit dem Präparat schrittweise weniger der folgende Nahrungsmittel: Obst, Industriezucker, Schokolade und weitere Süßigkeiten, Weißmehlprodukte, Pasta und weißen Reis.
- Fahren sie diese Nahrungsmittel nach Ende der ersten Woche auf ein Minimum zurück. Achtung: es könnte eventuell zu Hypoglykämie kommen (Schwächegefühl, flaues Gefühl, Schweißausbruch). Ist dieses der Fall, verzehren Sie eine kleine Menge an Kohlenhydraten.
- Ersetzen Sie die genannten Nahrungsmittel durch Kohlgewächse, Knoblauch, Zwiebel, weitere Gemüsesorten, Samen und Nüsse. Seien Sie moderat im Umgang mit Fetten, stocken Sie Ihren Eiweißanteil etwas auf und nehmen Sie vor jeder Mahlzeit einen gestrichenen Teelöffel Kokosöl (alternativ: mittelkettige Fettsäuren)
- dies Ernährung zwar sollten Sie für mindestens sechs Wochen beibehalten und während dieser ganzen Zeitspanne auch Ihr gewähltes Medikament (oder eine Kombination mehrerer Substanzen) zu sich nehmen. Auch nach Ende der Woche sollten Sie Ihren Fokus auf eine lebendige, möglichst natürliche Nahrung legen. Nehmen Sie das Pilzmittel nach Rat des Arztes oder Therapeuten noch mindestens zwei Wochen weiter!
Vierte Regel: einige Nahrungsergänzungen sind von Vorteil
Nehmen Sie während der Zeitspanne der Anti-Pilz-Therapie Spurenelemente und Antioxidantien ein. Wichtig sind vor allen Dingen Zink, Magnesium, Kalium, Chrom, Mangan, zusätzlich empfehlen sich OPC, Granatapfelextrakt oder Grapefruitkernextrakt – und Spirulina (eine Mikroalge).
Fünfte Regel: berücksichtigen Sie die Entgiftungsreaktionen des Körpers
Beim Entgiften von Mikroorganismen im Darm aller Art findet eine Reaktion statt, die man Jarisch-Herxheimer-Reaktion nennt. Es kommt eventuell zu einer erhöhten Freisetzung von Histamin. Das unspezifische Immunsystem wird angeregt, was für den Betroffenen recht unangenehm werden kann. Diese Reaktionen beschäftigen dann den Organismus auch erheblich länger als die für die eigentliche Kur angesetzten acht Wochen. Daher empfehle ich während dieser Zeit deutlich darüber hinaus – bis zu vier Monate länger – ein „Bindemittel“ einzunehmen: Heilerde, Smektit, Zeolith, Huminsäuren oder Spirulina eignen sich für diesen Zweck. Achten Sie jedoch darauf, sich keine Verstopfung ein zu handeln.
Deswegen sollte die Einnahme dieser Substanzen von mindestens 3 l Wasser am Tag, flankiert durch eine mineralstoffreichen Kräutertee oder grünen Tee, unterstützt werden. Individuell ist es unter Umständen notwendig, ein natürliches Antihistaminikum wie Quercetin einzunehmen.
Behandlung von Candida: welche alternativen zu Nystatin gibt es?
Nystatin ist das gebräuchlichste Antimykotikum. In aller Regel ist es gut verträglich, es löst jedoch häufiger Sodbrennen aus. Nach meinem Dafürhalten wird dieses Sodbrennen durch das freigesetzte Histamin, welches seinerseits wiederum die so genannten H2-Rezeptoren aktiviert, ausgelöst.
Eine Vergleichbarkeit natürlicher Alternativen mit Nystatin ist schwer möglich. Ich zähle eben einmal kurz und knapp die wichtigsten natürlichen pilzhemmenden Substanzen auf (ohne Angaben zur Dosierung, da diese sowieso schwanken):
- Caprylsäure
- Knoblauchextrakt
- Berberin
- Horopito (z.B. in Kolorex Kapseln)
- Oregano-Öl
- Grapefruitkernextrakt (Proanthocyanidin)
- Lapacho (als Kapsel, nicht als Tee)
- Biotin bzw. Vitamin B7
- Olivenblattextrakt
- Curcumin (Galletreibend, gegen Candida im Dünndarm erwägenswert)
- Schwarzwalnuss
- Nelkenöl
- Pfefferminzöl
Sehr positive Erfahrungen habe ich bisher mit Caprylsäure, Oregano-Öl, Proanthocyanidin, Nelkenöl und Olivenblattextrakt gemacht. Hierzu noch zwei wichtige Informationen: ätherische Öle sind im Gebrauch nicht unproblematisch, obwohl sie sicherlich eine starke Wirkung gegen Hefepilze entfalten. Außerdem wichtig: auf einigen Internetseiten wird Kokosöl gegen Candida empfohlen. Kokosöl alleine ist viel zu schwach, um gegen die Hefepilze wirksam zu sein. Zwar enthält es geringe Mengen an Caprylsäure, diese sind jedoch nicht ausreichend, um einen nennenswerten, hefepilzhemmenden Effekt zu entfalten.
Für ein gutes Bauchgefühl,
Andreas Ulmicher
Quellen:
https://naturalon.com/12-of-the-best-anti-fungal-herbs-on-the-planet/
https://www.consciouslifestylemag.com/natural-antifungal-supplements-candida/
https://www.netdoktor.de/medikamente/nystatin/