Wenn Sie, vor sagen wir einmal einigen Jahrzehnten Durchfall hatten, waren die Ursachen relativ simpel zu diagnostizieren: Sie hatten entweder eine Infektion, eine Lebensmittelvergiftung, massiven psychischen Stress oder Sie haben schlicht und ergreifend zu viel, zu scharf, zu sauer, zu süß gegessen oder zu viel Alkohol getrunken. So ein Durchfall ist nach einigen Tagen in aller Regel unkompliziert wieder verschwunden.
Heutzutage ist das Ganze wesentlich komplizierter. Alle möglichen chronischen Erscheinungen führen zu Durchfall, der dann auch noch anhält. Ob es nun Reizdarm ist, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, eine Nahrungsmittelallergie bzw. -Intoleranz, eine veränderte Darmflora oder der Verlust von Gallensäure: die Diagnostik (und Therapie) von Durchfall ist heute wesentlich „unübersichtlicher“ geworden.
Meine Empfehlungen beziehen sich diesmal ausnahmsweise auf den akuten, unkomplizierten Durchfall
Ich möchte Ihnen mit diesem Blogbeitrag meine persönliche Top Zehn der natürlichen Durchfallmittel vorstellen. Es handelt sich um bewährte, erprobte und in meiner Praxis für gut befundene Mittel, die relativ schnell und unkompliziert helfen. Wichtig ist bei allen Empfehlungen:
Sollte der Durchfall länger als 3-4 Tage andauern, sollten Blut- oder Schleimbeimengungen in Durchfall vorhanden sein, erhebliche Schmerzen oder Fieber auftreten, suchen Sie bitte einen Arzt auf
Erstens: Die „BRAT-Diät“
Kurzfristig sollten Sie Ihren Verdauungskanal schonen. Vor allen Dingen dann, wenn der Durchfall durch einen Essensexzess entstanden ist oder durch eine bakterielle oder virale Infektion, empfiehlt es sich, in punkto Essen kürzer zu treten. Hier die Elemente der BRAT-Diät
- Bananen
- Reis
- Apfelbrei
- Toast
Reis und Toast binden Wasser im Darm. Bananen und Apfelbrei enthalten Pektin, was den dünnen Stuhl ebenfalls bindet und die Darmschleimhaut zu einem gewissen Grad beruhigt. Es sollte weißer Reis verwendet werden, die Bananen und den Apfelbrei sollten Sie langsam verzehren und sehr gründlich kauen und einspeicheln. Trinken Sie reichlich, und zwar zwischen den Mahlzeiten. Nach spätestens 2-3 Tagen sollten Sie sich auf jeden Fall besser fühlen!
Zweitens: Die Karottensuppe nach Ernst Moro
Vor reichlich 100 Jahren starben sehr viele Kinder in den Spitälern an Durchfall. Der Ernährungspionier Ernst Moro entwickelte mit der Moro’schen Karottensuppe eine Möglichkeit, bei einer bakteriellen Infektion mit Durchfall die Symptome zu lindern und die Behandlungszeit erheblich zu verkürzen. Durch die gekochten und pürierten Karotten wird ein Stoff freigesetzt, der sich „Oligogalakturonsäure“ nennt. Er haftet sich an die Darmschleimhaut an und verhindert, dass sie von fremden Bakterien besiedelt werden kann. Wie schon angedeutet, empfiehlt sich vor allen Dingen bei Kindern und Infektionen, die zu Durchfall führen. Aber auch Erwachsene können von der Suppe profitieren.
Ein Rezept gibt es hier.
Auch noch wissenswert zum Thema Karottensuppe nach Ernst Moro:
Drittens: Tannine (Gerbstoffe)
Ich gebe es zu: diese Idee funktioniert nicht bei jedem. Auch bei Erwachsenen mit einer akuten Durchfallerkrankungen ist es einen Versuch wert. Tannine finden sich in bestimmten Tees, jedoch müssen Sie genau darauf achten, was Sie verwenden. Reine Früchtetees sind ungeeignet. Tees jedoch, die Blätter etwa von Himbeeren oder Heidelbeere verwenden, enthalten Tannine. Eventuell ist auch Rotbusch-Tee geeignet, der zudem ein mildes, angenehmes Aroma hat. Vorsicht ist geboten bei Schwarztee: wenn Sie Schwarztee trinken, sollten Sie eine entkoffeinierte Sorte wählen, da Koffein den Körper austrocknet. Tormentilltee ist ebenfalls geeignet.
Mit dem klassischen Kräutertees wie Fencheltee, Kamillentee und Pfefferminztee habe ich hingegen sehr unterschiedliche Ergebnisse beobachtet. Einigen mag dies helfen, vor allen Dingen Kindern. Auf alle kann ich dies allerdings nicht übertragen.
Viertens: Medizinische Hefe (Saccharomyces boulardii)
Die medizinische Hefe Saccharomyces boulardii ist unter den Handelsnamen Perenterol und Yomogi bekannt. Es müssen zwei Bedingungen erfüllt sein, damit die Hefe gut und effektiv funktioniert: erstens, der Durchfall muss von der zellulären Abwehr stimuliert sein („Th1-Abwehr“) und zweitens: es dürfen keine Antikörper gegen Hefe vorliegen, wie das beispielsweise in einigen Fällen von Morbus Crohn vorkommt: „ASCA-Positiver Crohn“, ASCA: Abkürzung für „Anti Saccharomyces Cerevisiae Antibody“.
Wenn diese beiden Bedingungen jedoch erfüllt sind, ist das Mittel sehr effektiv gegen Durchfall wirksam und beendet die Probleme oft binnen Stunden.
Fünftens: Medizinische Escherichia Coli
Es gibt zwei Arten von medizinischen Escherichia coli, also Probiotika, die sich als wirksam gegen Durchfall erwiesen haben. Der erste ist der besonders in Deutschland bekannte „Escherichia coli Nissle 1917“. Einige Experten haben in der Vergangenheit empfohlen, bei einem akuten Durchfall für 2-3 Tage das Doppelte der normalerweise in der Langzeittherapie verwendeten Dosierung einzunehmen (vier anstatt zwei Kapseln).
Weniger bekannt ist das medizinische Probiotikum zur Behandlung von Reizdarm-Symptomen, Escherichia coli DSM 17252. Einige Studien bescheinigen dieser Unterart von Escherichia coli eine gute Hilfe bei akutem und sogar chronischem Durchfall, solange dieser nicht auf einer chronischen Entzündung wie etwa Colitis ulcerosa basiert. Da mir für Escherichia coli DSM 17252 noch persönliches Datenmaterial fehlt, möchte ich nicht weiter auf diesen Keim eingehen.
Sechstens: Huminsäure
Ich gebe es zu – es ist einer meiner Lieblinge. Huminsäure ist sanft, effektiv, hat nur selten Nebenwirkungen und schon vielen Patienten mit chronischen Darmentzündung, aber auch akutem Durchfall geholfen. Besonders effektiv ist es bei Durchfall, der aufgrund einer Reizung der humoralen Abwehr besteht: sprich: es liege in irgendeiner Weise eine Form der Vergiftung vor. Deswegen empfiehlt es sich begleitend bei anhaltenden Durchfällen, die sich beispielsweise nach einer Salmonellenerkrankung oder einer anderen Form der Lebensmittelvergiftung einstellen. Hier kannst die Entwicklung eines „postinfektiösen Reizdarms“ verhindern. Idealerweise gibt man zeitversetzt ein gutes, breit gefächertes Probiotikum. Huminsäure wirkt nicht „stark“, sie führt nicht zur Verstopfung.
Siebtens: Medizinische Kohle
Es ist der Klassiker in der Behandlung akuter Durchfälle. Meiner bisherigen Erfahrung nach ist es allerdings relativ schwer zu dosieren. Mit Huminsäure habe ich mich diesbezüglich in der Vergangenheit immer leichter getan, dass selbst unter großen Mengen Huminsäure Kaum Verstopfung eintritt. Bei medizinischer Kohle kann dies jedoch durchaus passieren. Die Wirkungsweise ist ähnlich: medizinische Kohle bindet Gifte, die sich im Darm zum Beispiel durch die Stoffwechselprodukte von Bakterien befinden.
Achtens: Die Kombination Kamille, Myrrhe und Kaffeekohle
Lindernd, sanft und relativ leicht zu dosieren wirkt die natürliche Kombination der drei Substanzen, in Deutschland bekannt unter den Handelsnamen „Myrrhinil Intest“. Man sollte hier allerdings auf die Menge achten: es darf hier ausnahmsweise ruhig ein wenig mehr sein – obwohl ich normalerweise kein Freund hoher Dosierungen bin. Für Kinder dürfen es 6-8 Tabletten täglich, für Erwachsenen mindestens 12 sein!
Neuntens: Die Kombination Bockshornklee + Naturjoghurt
Bockshornkleesamen kennen sicherlich einige aus verschiedenen Gewürzmischungen, vor allen Dingen Curry. Ein simples Mittel zur Linderung von Durchfall ist dieses: man nehme einen gestrichenen Esslöffel Naturjoghurt und einen gestrichenen Esslöffel gemahlene Bockshornkleesamen zusammen in den Mund und kaue dieses sehr lange. Dann schlucke man es in kleinen Schlucken. Eine sanfte und effektive Kombination, die ebenfalls bei Infekten eine rasche Linderung verspricht. Achten Sie bitte darauf, dass Sie wirklich einen Naturjoghurt nehmen und nicht etwa die Joghurts, die mit probiotischen Kulturen angereichert sind.
Kommen wir jetzt zur „Krönung“ dieses Blogs:
Zehntens: Uzara
Uzara aubrevillei, eine Pflanze, die in Südafrika vorkommt, war mir zu meiner eigenen akuten Morbus Crohn-Zeit immer eine große Hilfe, wenn ich einmal unterwegs war. Obwohl ich in den Jahren meiner Praxis gelegentlich beobachtet habe, dass einige durch Uzara keine Linderung erfahren, entfaltet dieses natürliche Durchfallmittel bei den meisten eine Wirkung, die durchaus vergleichbar mit „Loperamid-HCl“, dem bekanntesten, nicht rezeptpflichtigen medizinischen Durchfallmedikament ist. Sie kennen diesen Wirkstoff unter den Handelsnamen „Imodium akut“.
Zwei „Ehrenplätze“ möchte ich noch erwähnen:
Zum einen ist es der „Allrounder“ Flohsamenschalen, wobei meiner bisherigen Beobachtung nach die akut durchfallhemmende Wirkung nicht so stark ist. Sie helfen mehr bei chronischen, moderaten Durchfällen, den Stuhl zu binden und einzudicken. Mein persönlicher zweiter Ehrenplatz geht an Okoubaka, die Rinde eines westafrikanischen Baums, die bei der Entgiftung hilft und außerdem die Bauchspeicheldrüse stärkt!
Für ein gutes Bauchgefühl,
Andreas Ulmicher
Quellen:
http://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Loperamid
http://www.krautundwurzel.com/2016/11/20/karottensuppe-nach-moro/
https://www.rd.com/health/conditions/home-remedies-diarrhea/
https://www.focus.de/gesundheit/auf-dem-pruefstand-heilen-mit-guten-bakterien_id_7584441.html
https://www.top10homeremedies.com/how-to/how-to-get-rid-of-diarrhea.html