Wenn wir Darmprobleme wie Reizdarm oder Morbus Crohn haben – sind Pflanzenschutzmittel oder genetisch manipulierte Pflanzen zumindest mitbeteiligt daran?
Haben wir, beziehungsweise haben unsere Großeltern und deren Eltern nicht einmal reichlich Getreide / Brot und Milchprodukte verzehrt – quasi als „Basis“ ihrer Ernährung? Waren diese Nahrungsmittel vor, sagen wir bis vor zwei Jahrzehnten, nicht einmal ebenso an der „Basis“ unserer Lebensmittelpyramide angesiedelt?
Es gibt wortwörtlich Tausende Websites, die vor Getreide und Milch warnen!
Vor drei, ja sogar noch vor zwei Generationen war Brot, Brötchen, Milch, Käse und Quark fester Bestandteil der Ernährung. Heutzutage gibt es nicht wenige Menschen, die diese Dinge überhaupt nicht mehr verzehren können. Das Internet ist voll von Seiten, die vor allen Dingen im Falle von Darmproblemen ausdrücklich vor Milch, Milchprodukten, Getreide, Weizen und Gluten warnen.
Ein italienischstämmiger Arzt – Dr. Alessio Fasano – behauptet sogar, dass kein Mensch Gluten optimal verdauen könne und dass alle Menschen mehr oder weniger eine Intoleranz oder eine Sensibilität gegenüber diesem Stoff haben. Er ist in unserem Grundnahrungsmittel Nummer eins: Getreide.
Einige Wissenschaftler stellten vor kurzem fest, dass die Warnung vor den genannten Lebensmitteln nichts weiter sei als eine Hysterie, eine eingebildete Krankheit. Dass es nur wenige echte Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -Allergien gäbe und viele sich diese Unverträglichkeit schlichtweg entweder von einer anderen Person abgeschaut oder selbst einbilden würden. Ich denke, es ist kein Zufall dass diese Personen aus dem Schul-wissenschaftlichen Lager kommen.
Einbildung oder Realität?
Wenn ein Patient bei mir in der Praxis vorstellig wird und von verschiedenen Beschwerden im Zusammenhang mit dem Verzehr von Lebensmitteln berichtet, dann sind diese Beschwerden für ihn real. Und zwar auch dann, wenn labormedizinisch nichts nachgewiesen werden kann. Unverträglichkeiten sind schwer festzustellen. Ein Reizdarmsyndrom lässt sich labormedizinisch überhaupt nicht von anderen Erkrankungen abgrenzen. Es ist auch keinerlei Entzündung vorhanden. Dennoch ist das Reizdarmsyndrom real. Zig Millionen Erkrankte können nicht irren!
Auf der absoluten Spitze der Liste der Nahrungsmittelunverträglichkeiten stehen nach meiner Beobachtung folgende Nahrungsmittel:
- Milch und Milchprodukte
- Weizen und Getreide
- Hühnerei
- künstliche Süßstoffe
- Nüsse
- Nachtschattengewächse (Paprika, Tomaten, Auberginen, Chili. Ausnahme: Kartoffeln)
- verschiedene Früchte
mit Ausnahme der künstlichen Süßstoffe handelt es sich dabei um Grundnahrungsmittel, die viele Generationen vor uns ohne jeglichen Schaden verzehrt haben.
Dies lässt zwei Möglichkeiten offen: wir Menschen haben uns verändert (sind sensibler geworden) oder die Nahrungsmittel, die wir tagtäglich verzehren haben sich verändert. Wenn der erste Punkt zutrifft, muss man sich auch die Frage stellen: durch wen oder was sind wir sensibler geworden?
Meiner persönlichen Meinung nach ist es eine Mischung aus beidem: viele Menschen vor allen Dingen der westlichen Hemisphäre sind wesentlich sensibler geworden gegenüber dem, was sie essen (können). Im gleichen Zug haben sich unsere Nahrungsmittel – auch und vor allen Dingen die Grundnahrungsmittel – dramatisch verändert.
Weizen beispielsweise wurde „ertragreicher“ gezüchtet: kürzere Halme, längere Ähren, vor allen Dingen aber größere Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge. Dabei ist schon so das ein-oder andere Gen „hinein gekreuzt“ worden. Und damit sind wir beim Hauptthema dieses Artikels (das war eine ganz schön lange Einleitung!).
Ein „harmloses“ Bodenbakterium als Ursache für viele funktionelle Verdauungsprobleme?
Bacillus thuringiensis ist, für sich betrachtet, ein recht harmloses Bakterium im Boden. Allerdings trägt es einen Stoff, der es in sich hat: BT Toxin. Dieses Toxin hat es in sich: es verleiht der Ackerpflanze die Fähigkeit, den Verdauungstrakt von Insekten im wahrsten Sinne des Wortes zu durchlöchern. Die Insekten sterben daran. Darüber hinaus kommt noch dazu, dass die betroffenen Pflanzen mit spezifischen Insektiziden behandelt werden.
Kombiniert man diese beiden Dinge, ergibt sich mit großer Wahrscheinlichkeit eine potentielle Schädigung auch des menschlichen Verdauungstrakts. In Jeffrey Smiths „Genetic Roulette“ sind 65 Studien und Fälle beschrieben, wie Pestizide, Insektizide und Herbizide direkt oder indirekt den Verdauungstrakt schädigen könnten.
Unter anderem wird beschrieben, dass die Anzahl der Erkrankungen an Morbus Crohn seit der Einführung der mit dem Toxin genetisch veränderten Maispflanze in Nordamerika binnen kürzester Zeit um ungefähr 30 % angestiegen ist. Während zuvor in etwa 20 Jahren die Zahlen mehr oder weniger konstant geblieben waren.
Wir bewegen uns auf dünnem Eis, wenn wir hier voreilig Behauptungen aufstellen, für die es Indizien aber keine Beweise gibt. Aber: es muss etwas mit unserer Gesundheit geschehen sein in den letzten ca. 50 Jahren, was man eben nicht mit Genen, Psyche oder Einbildung abtun kann. Die Veränderung unserer Grundnahrungsmittel in diesem Zeitraum ist ebenso wenig von der Hand zu weisen wie die gewaltige Verschiebung im Krankheitsprofil der durchschnittlichen, westlich-zivilisierten Weltbevölkerung.
Viele moderne Erkrankungen werden potenziell von Neurotoxinen (Nervengiften) mit provoziert, eventuell ausgelöst. Nervengifte lassen sich nicht mit den standardisierten, schulmedizinischen Untersuchungen nachweisen. Sie verursachen keine offensichtliche Entzündung, die den Verdacht auf eine bestimmte Krankheit fallen lässt (wie beispielsweise eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung). Aber: Sie haben das Potenzial, das „Verhalten“ des Darms zu verändern. Hormone wie beispielsweise Motilin provozieren eine Beschleunigung der Peristaltik in Darm. Wenn aber Nervengifte die Zellen des Darm-Nervensystems so verändern, dass das reguläre Ansprechen auf die Ausschüttung dieses Hormons nicht mehr gegeben ist, was passiert dann?
Ein sich fortpflanzender Fehler – wie in der Mathematik!
Eine durch Nervengifte im Darm-Nervensystem hervorgerufene Veränderung – jede Veränderung – wird, sobald sie dauerhaft ist, die Darm-Ökologie nachhaltig verändern. Die Verdauung und Aufnahme von Nährstoffen läuft nicht mehr koordiniert und regulär ab. Nahrungsmittel wandern verstärkt unverdaut in den Dickdarm. Die Darmflora passt sich diesen Umstand an: Mehr Fäulnisbakterien, mehr proteinabbauende Bakterien, mehr Histamin. Der Rest hängt vom Immunsystem des Betroffenen ab.
Reizdarm ist genauso möglich wie eine so genannte Silent inflammation, eine stumme Entzündung, aber auch langfristig die Entwicklung einer offensichtlichen Entzündung. Dieser Entzündung bekommt dann einen Namen (beispielsweise Colitis ulcerosa) und wirkt entzündungshemmend behandelt.
Durch die Entzündung an sich ist nur die unspezifische Abwehrreaktion auf die Veränderung des gesamten ökologischen Gefüges des Darms. Die Ursache dafür sind jedoch die Neurotoxine. Bei den offensichtlichen Kriegsschauplätzen im Darm ist die Ursache jedoch schwer zurückverfolgbar.
Angefangen hat es mit der Belastung durch einen Giftstoff, welcher die humorale Abwehr quasi „aus trickst“, die Nervenzellen belastet und von dort die Darmtätigkeit beeinträchtigt. Ein sich selbst fortpflanzender, mathematischer Fehler im System.
Wir kennen das von der Schule (ich war auch einmal so ein Mathematik-Hasser!): Im ersten oder zweiten Schritt der Aufgabe verrechnet man sich leicht, rechnet dann aber richtig weiter. Aber obwohl man nur einen Rechenschritt falsch gemacht hat und sieben oder zehn weitere Rechenschritte richtig, ist das Ergebnis katastrophal falsch. Genauso sieht es dann, wie beschrieben, im Darm aus.
Kleine Ursache, große Wirkung – leider!
Wirklich bewusst mit erlebt habe ich die Thematik: „Auswirkungen von Nervengiften im Darm“ das erste Mal vor rund fünf Jahren, als ich eine Mutter mit ihrer siebzehnjährigen Tochter mit Morbus Crohn bei mir in der Praxis vorstellte.
Seinerzeit ging es nicht um das Thema Pestizide oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Ich für die von mir gewohnte zweistündige Anamnese mit der jungen Dame durch. Nach knapp 2 Stunden fand ich keinen, auch nicht den kleinsten Hinweis auf eine immunologische Vorgeschichte, aus der sich die für die junge Dame sehr belastende Erkrankung hätte ableiten lassen. Der medizinische Behandlungserfolg korrespondierte damit: binnen weniger Monate hatte die junge Dame das komplette medizinische Standard-Repertoire an entzündungshemmenden Mitteln ohne irgend einen Einfluss auf den Krankheitsverlauf durch.
Schließlich gelangte ich zum Reiter „Umweltmedizin“. Und hier trafen wir überhaupt das erste Mal auf so etwas wie eine Ursache: fünf Jahre zuvor hatte die junge Dame nämlich vom Arzt Ritalin verordnet bekommen, ein Psychopharmakon zur Steigerung der Konzentration. Laut Angaben der Mutter entwickelte ihre Tochter schon wenige Tage nach der ersten Einnahme heftige Bauchschmerzen. Nach nur vier Tagen setzten die Eltern das Präparat ab, die Bauchschmerzen jedoch blieben.
Ich kann mich lebhaft daran erinnern, dass die junge Dame etwas rundlich, dabei aber auch auffallend blass war. Sie sprach sehr wenig. Der Satz, der mich hellhörig machte, lautete: „Mama, der Stuhl ist mir so hart!“ Man muss dazu sagen, dass die junge Dame zu jenen Zeiten reichlich blutige Durchfälle hatte. Nun geht es in der Homöopathie allerdings nur zwei Arzneimittel, die bei jungen Menschen als Leitsymptom das subjektive Empfinden eines Stuhls oder eines Bettes als „zu hart“ haben: Arnica und Acidum Alpha-Ketoglutaricum. Arnica passte allerdings von vornherein bereits konstitutionell kein bisschen auf die junge Dame und war damit sofort aus dem Rennen.
Ich verordnete also Acidum Alpha-Ketoglutaricum, und die Dinge konnten ihren Lauf nehmen: der Darm beruhigte sich, die vorher für meinen Eindruck her zu ruhige junge Dame wurde sehr lebhaft und holte im Zeitraffer ihre gesamte Pubertät nach!
In der Zwischenzeit hat die Theorie von den Neurotoxinen, die den Darm belasten, einen festen Platz in meinem therapeutischen Repertoire!
Wir wissen heute, dass der Darm und das Gehirn miteinander kommunizieren. Wir wissen auch, dass der Darm 80 % des unspezifischen Immunsystems und Teile des spezifischen ebenso in sich birgt. Und wir wissen, dass ein kranker Darm Fernwirkungen auf alle möglichen Organe, erst recht aber systemisch haben kann.
Was das Kapitel Nervengifte / Neurotoxine angeht, sind beispielsweise anhand von Herpesviren die Effekte in Studien auf den Darm dokumentiert.
Wir müssen davon ausgehen, dass bei der Änderung des Darms und Fernwirkungen auf andere Organe sowie systemischer Art bei der rapiden Zunahme der folgenden Erkrankungen Nervengifte, ob in Pestiziden, in Nahrungsmittelzusatzstoffen oder in Chemikalien wie Holzschutzmitteln, Verdünnern et cetera eine tragende Rolle spielen, zum Beispiel bei
- Reizdarm
- Fibromyalgie
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Chronisches Erschöpfungssyndrom
- Depressionen
- Brain Fog
Sowie eventuell sogar:
- Hashimoto
- MS
- Morbus Crohn
- Autoimmunerkrankungen
- Ataxie
- Demenz
Die Umweltmedizin wird in Zukunft weiter wachsen
Mit den standardisierten, medizinischen Untersuchungen wird man den Zusammenhängen kaum auf die Schliche kommen. Auch in der Naturheilkunde ist es schwer. Wir sind auf eine gründliche Anamnese der Vorgeschichte angewiesen und eventuell auch auf eine begleitende Unterstützung durch die Umweltmedizin, die gezielt eine Belastung mit Neurotoxinen feststellen kann.
Die immer weiter sich ausbreitenden oben genannten Krankheiten und Syndrome und vor allen Dingen die Unverträglichkeit von so genannten Grundnahrungsmitteln werfen dabei ein Schlaglicht auf Pflanzenschutzmittel, die häufig eine neurotoxische Komponente in sich tragen!
Für ein gutes Bauchgefühl,
Andreas Ulmicher
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Quellen:
https://nakedfoodmagazine.com/does-gmo-equal-ibs/
https://experiencelife.com/article/an-integrative-approach-for-ibs-relief/